Geschichte des HC Essen 1899 e.V.
Gründung 1922
Am 3. März 1922 wurde die Hockey-Abteilung im Essener Sportverein 1899 von Aloys Strack und seinen Freunden mit insgesamt 20 Mitgliedern gegründet. Ernst Feldhaus, der selbst aktiv im Essener Turn- und Fechtclub (ETuF) war und dort als bester Spieler galt, übernahm als erster das Traineramt. Ihm gelang es innerhalb kurzer Zeit eine Mannschaft zu formen, die durchaus im Wettkampf bestehen konnte. Ihr erstes Spiel bestritten die Spieler um Feldhaus am 5. Juni 1922 gegen Westfalia Herne.
Nach den „Befähigungsspielen“ gegen ETuF und ETB stand der Anmeldung beim Westdeutschen Hockey-Verband (WHV) nichts mehr im Wege, und damit erhielt die Abteilung recht bald Erlaubnis, mit allen Clubs des Verbandes den Spielbetrieb aufzunehmen. Schliesslich beteiligten sich an Clubkämpfen mit anderen Vereinen drei Herren-, eine Damen- und zwei Jugendmannschaften. Schnell erreichte die Abteilung im Jahr 1924 einen Mitgliederzuwachs auf 50.
Aufbauarbeit von Clemens Deventer
Allerdings war das Fehlen eines Hockeyplatzes ein grosses Handicap, da die meisten Spiele auswärts ausgetragen werden mussten. Es dauerte eine lange Zeit bis 1952, ehe die Hockey-Abteilung des ESV über einen eigenen Rasenplatz verfügen konnte. Dank des Abteilungsleiters Clemens „Baas“ Deventer, der nach dem Krieg bewundernswerte Aufbauarbeit leistete, entstand mit dem Rasenplatz die heutige Bezirkssportanlage Hubertusburg. Im Jahre 1964 folgte die Erweiterung mit der Errichtung der Sporthalle Hubertusburg, die ab diesem Zeitpunkt Hallenhockey ermöglichte. Für seine Verdienste wurde Deventer 1953 zum 1. Ehrenpräsidenten der Hockey-Abteilung gewählt.
Wechselhafte Zeiten
Die 50er und 60er Jahre wurden zu wechselhaften Zeiten, sowohl an der Abteilungsspitze mit insgesamt sechs verschiedenen Personen als auch im sportlichen Bereich mit ständigen Auf- und Abstiegen der 1. Herren-Mannschaft zwischen Verbandsliga und Bezirksklasse.
Namensänderung in HCE 99
Bedingt durch den geplanten Clubhausneubau musste die Hockeyabteilung des ESV 99 aus dem Hauptverein ausgegliedert werden, denn eine Abteilung konnte allein keinen Pachtvertrag mit der Stadt Essen schliessen. Der Hauptverein lehnte eine Haftung der durch das Bauvorhaben zu erwartenden Schulden ab. Aus diesem Grunde wurde am 14. November 1969 in der Mitgliederversammlung beschlossen, unter dem Namen „Hockey-Club Essen 1899 e.V. in der Essener Sportgemeinschaft e.V“ kurz HCE 99, als selbständige Abteilung den Sportbetrieb fortzusetzen.
Sportlicher Aufschwung und Clubhaus ab 1971
Gegen Ende der 60er Jahre gab es in der Jugendarbeit einen ersten Lichtblick. Unter der Leitung der Jugendwarte Egon Müller und Rolf Grote entstanden drei Jugendmannschaften (Jugend B, Knaben A und B), von denen die Knaben A für Furore sorgen sollten, als sie im Februar 1972 in Böblingen mit einem 2:1-Sieg gegen Club Raffelberg Deutscher Meister im Hallenhockey wurden. Die Freude über den Titel dauerte allerdings nicht lange. Eifrige Duisburger Eltern forderten im Nachgang die Kontrolle der Personalausweise und stellten fest, dass ein Essener Spieler 23 Tage zu alt war. Es folgte die Aberkennung des Titels!
Die Herren-Mannschaft profitierte von einem aussergewöhnlichen Vorgang, als 1971 die komplette A-Jugend des Lokalrivalen ETB zum HCE wechselte. Die Vereinsführung unter Willi Dröge kam der Bitte der Jugendlichen nach, als 1. Herren-Mannschat beim HCE zu starten. Die Entscheidung sollte sich als wegweisend gestalten, denn ab diesem Zeitpunkt nahm diese Mannschaft in den 70er Jahren einen Aufschwung bis in die zweithöchste Liga (zunächst Ober- später umbenannt in Regionalliga).
50-Jähriges Jubiläum um ein Jahr verschoben
Zusätzlich sorgte die Verwirklichung des Clubhauses für eine starke Intensivierung des Vereinslebens. Vom Spatenstich im November 1971 bis zur Inbetriebnahme mit der Silvesterparty 1972 vergingen nur 14 Monate. Nach Restarbeiten im Frühjahr kam es im Sommer 1973 zur offiziellen Einweihung mit viel Prominenz aus Sport und Politik. Mit einem Internationalen Hockeyturnier wurde dann auch das um ein Jahr verschobene 50-Jährige Jubiläum begangen.
Meilenstein Kunstrasen
Die immense Jugendarbeit seit Anfang der 70er Jahre kam auch in den stark steigenden Mitgliederzahlen von knapp 100 bis annähernd 300 zu Beginn der 80er Jahre zu Ausdruck. Das bedeutete eine Vielzahl von Jugend- und Erwachsenen-Mannschaften, die den Rasenplatz übermässig beanspruchten. Die Folge waren häufige Trainings- und Spielausfälle. So war es nicht verwunderlich, dass der HCE sich intensiv um einen Kunstrasenplatz bemühte. Viele Gespräche mit der Stadt Essen führten auch dank der Unterstützung des Oberbürgermeisters Peter Reuschenbach zum Erfolg. Der HCE erhielt 1985 für 1,25 Mio DM einen neuen Platz, erst der zweite im Ruhrgebiet nach Uhlenhorst Mülheim.
HCE als Veranstalter
Mit dem Kunstrasen ging der HCE der Stadt gegenüber die Verpflichtung ein, Veranstaltungen zur Imageförderung der Ruhrmetropole nach Essen zu holen. Es ging dann ab 1986 Schlag auf Schlag: Länderspiele der Damen und Herren, WM-Trainingslager der Damen, 4-Nationen-Turnier der Damen, Silberschild-Endrunde (Länderpokal) der Herren und mehrfach Finale des Ruhr-Cup bei den Herren mit 27 Teilnehmern aus dem Gebiet des Kommunalverbands Ruhr mit dem achtfachen Europacupsieger Uhlenhorst Mülheim. Die Hockeyelite gab sich auf der Platzanlage an der Dinnendahlstrasse mehr oder weniger die Klinke in die Hand. Auch im Hallenhockey machte sich der HCE in der deutschen Hockeywelt einen Namen, als dreimal die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft ausgerichtet wurde: 1994 und 1997 für die Damen in Kupferdreh und 2000 für die Herren vor der Rekordkulisse von über 4000 Zuschauern in der Grugahalle.
HCE unter den TOP-Vereinen bei der Jugend
Seit den 70er Jahren galt das besondere Augenmerk des Vereins der Jugendarbeit. Zum wichtigsten Markenkern wurde dann der „Tag der Minis“, der erstmalig 1980 nach der Idee des Jugendwarts Helmut Hamm veranstaltet wurde. Inzwischen zum „Tag der Kids“ umbenannt ist er fester Bestandteil im Veranstaltungsprogramm. Alljährlich am 1. Mai können die Kinder verschiedener Altersgruppen sich mit dem Hockeysport anfreunden. Bei gutem Wetter geniessen weit über 1000 Besucher den „Tag der offenen Tür“ beim HCE.
Die Basisarbeit bei den Minis und den Kindern zahlte sich auch dank der jahrelangen Trainerleistung von „Alti“ Altenschmidt aus. Die Mannschaften von MU 10, MU 14 und WU 12 sammelten in den 80er Jahren die ersten Westdeutschen Meisterschaften für den Verein. In den weiterführenden Mannschaften vor allem im weiblichen Bereich (WU16 und WU18) hatte der HCE Trainer Thomas Hendricks viel zu verdanken. Er führte serienweise seine Teams zu den Endrunden um die Deutsche Meisterschaft. Mit insgesamt dreimal Dritt- und dreimal Viertplatzierungen in der Zeit von 2001 bis 2009 gehörte der HCE zu den TOP-Vereinen Deutschlands im Jugendbereich. Das kam auch durch unzählige Berufungen von Nachwuchsspielerinnen in die WHV-Auswahlspielerinnen. Mit den Geschwistern Dinah und Rebecca Grote sowie Natalie Kubalski kann der HC sogar auf drei Nationalspielerinnen zurückblicken, die hier ihre Wurzeln haben.
HCE in der Bundesliga
Die erfolgreichen weiblichen Jugendlichen sorgten dann in der 1.Damen-Mannschaft (fast ausschliesslich aus Eigengewächsen) für Furore. Mit sechs Spielzeiten in der Ersten Hallen-Bundesliga und zwei in der Zweiten Feld-Bundesliga in der Zeit von 2006 bis 2014 wurde der Verein für die aussergewöhnlich gute Jugendarbeit belohnt.
Bei den Herren bedurfte es zunächst einer erheblichen Verstärkung von SW Köln. Als vier bundesligaerfahrene Spieler 1997 von der Domstadt nach Essen wechselten, waren die Weichen für den Bundesligaaufstieg gestellt. Es reichte zu vier Spielzeiten in der Zweiten Bundesliga (Halle und Feld) in der Zeit von 1998 bis 2001.
HCE heute
Nach einigen Durststrecken in den letzten Jahren knüpfen die 1. Damen und 1. Herren wieder an die glorreiche Zeiten an. Beide Teams spielen im Jubiläumsjahr 2022 im Herbst/Winter in der Halle in der Zweiten Bundesliga, ausserdem steigen sie mit berechtigten Hoffnungen auf den Aufstieg in die Zweite Bundesliga ab April in die Feldhockey-Rückrunde ein. Damit wäre ausgerechnet im Jahr des 100-Jährigen Bestehens das beste sportliche Resultat im Leistungsbereich möglich.
Einhergehend ist die Mitgliederentwicklung auf einem Rekordniveau. Nach rund 500 noch vor zehn Jahren bzw. rund 400 in 2002 sind nun 600 Mitglieder zu Beginn des Jubiläumjahres beim HCE angemeldet (hälftig jeweils weiblich und männlich sowie Erwachsene und Jugendliche), aktiv in 30 Mannschaften (7 Senioren und 23 Jugend/Kinder).
HCE als Verein
Trotz des Leistungsschwerpunktes legt der Verein Wert auf eine familienorientierte Vereinskultur mit einem breitgefächerten Angebot an sportlichen Aktivitäten. Speziell die Jugendarbeit unterliegt dabei der besonderen Aufmerksamkeit. Mit annähernd 50 Minis (4-6 Jahre) wird eine Vielzahl an Kindern frühzeitig spielerisch an den Hockeysport herangeführt. Der Breitensport hat seinen wichtigen Schwerpunkt im Bereich Elternhockey, der eine unverzichtbare Säule für ein intaktes Vereinsleben darstellt.
Darüber hinaus veranstaltet der HCE jährlich im Sommer Feriencamps für Kinder bis 12 Jahre. Auch hier beweisen Rekordanmeldungen die Beliebtheit dieser Aktionen. Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt des Vereins ist die Kooperation mit den Kindertagesstätten (Lummerland, AWO)und Grundschulen (Lönsberg, Winfried und Laurentius) im Einzugsgebiet zur Förderung der Nachwuchsarbeit.
Nicht zu vernachlässigender Bestandteil des Clubs ist auch die sogenannte „Reisemannschaft“, die ihrem Namen alle Ehre macht. In den letzten 25 Jahren war das Ü35-Team bei insgesamt 12 Touren auf allen Kontinenten dieser Welt zu Gast. Ein weiterer Schwerpunkt und Tradition des Vereins ist das Schiedsrichterwesen. Mit drei aktiven Bundesliga-Referees (Peter Hippler, Stephan Peters und Thomas Hinsken)ist der HCE ganz oben in der Rangliste im deutschen Hockey-Bund. Unerreicht ist dabei die Leistung von Christian Siebrecht, der das olympische Finale 2000 in Sydney leitete.
Die zahlreichen Aufgaben und Themen werden überwiegend durch die Mitglieder mit den Beiträgen getragen, aber letztlich sind die finanziellen Belastungen ohne einen aktiven Förderverein, der speziell der Jugendarbeit unter die Arme greift, nicht zu stemmen.
Jubiläumsprogramm
Präsidium und Vorstand haben ein wechselvolles und interessantes Jubiläumsprogramm zusammen gestellt. Präsident Thorsten Feldt und sein Team haben dabei sowohl den Leistungs- als auch den Breitensport im Blick gehabt. Das sportlich wichtigste Event findet über Pfingsten statt, wenn weiblichen und männlichen die Nachwuchsmannschaften (U16) von Holland und Deutschland und damit zwei der weltweit besten Nationen aufeinandertreffen. Für die Kinder und Jugendlichen ragen der „Tag der Kids“ mit dem 1. Essener Grundschul-Cup am 1. Mai sowie das Hockey-Camp in den Sommerferien heraus.
Gesellschaftlicher Höhepunkt war die offizielle Jubiläumsveranstaltung am 20. August, zu der zahlreiche Ehrengäste wie u.a. auch Essens OB Thomas Kufen auf der Anlage an der Dinnendahlstrasse waren..